Auszüge
Seit Jahren wird, wenn es um die fachärztliche Versorgung im Besonderen geht, der Begriff der "doppelten Facharztschiene" benutzt. Stimmt dieses vermeintlich griffige Schlagwort überhaupt? Wir Fachärzte meinen: nein! Um fundierte Argumente für oder gegen diese Behauptungen zu erarbeiten, haben sich zehn Berufsverbände zusammengetan und ein Gutachten an das Institut für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) in Berlin und Professor Bert Rürup (Darmstadt) in Auftrag gegeben. Dieses Gutachten wurde am 18. April 2007 in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt.
Bei einer Vergleichs-Studie mehrerer Länder hat der Commonwealth Fund Daten vorgelegt. Bei diesen hat Deutschland einen Spitzenplatz eingenommen (s. Tab. 1).
Tab. 1: Commonwealth Fund - Sechs-Länder-Vergleich [Befragung von Patienten (2005)]
Ergebnisse für Deutschland
- Geringste Wartezeiten (auch bei Fachärzten)
- Kürzeste Wartezeiten für OP-Termine
- Bester Zugang zu ärztlicher Versorgung auch außerhalb der Sprech- und Öffnungszeiten
- Komplikationen nach Krankenhausaufenthalten relativ selten
Das ist sehr erfreulich, da diese Analyse die Qualität unseres Gesundheitssystems bestätigt.
Gesundheitsausgaben werden im internationalen Vergleich der Länder im Verhältnis zu dem jeweiligen Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrachtet. Deutschland liegt seit Jahren bei ca. 11°h und bei den Leistungsausgaben der gesetzlichen Krankenkassen in Relation zum Bruttoinlandsprodukt seit 30 Jahren bei gut 6°Io. Es gab also keine "Kosten-Explosion " im deutschen Gesundheitswesen.
In dem Gutachten des IGES (Institut für Gesundheits- und Sozialforschung, Berlin) konnte auf der Grundlage internationaler Vergleichsdaten für Deutschland zunächst kein übermäßiger Ressourcenverbrauch für ärztliche Versorgung festgestellt werden. Dies gilt vor allem für den ambulanten Leistungssektor.
Tatsachen sind:
- Die Ausgaben im ambulanten Bereich liegen im internationalen Vergleich im unteren Drittel.
- Die Facharztdichte in Deutschland liegt im Mittelfeld eines internationalen Vergleichs.
Diese Fakten sind der Erfolg der deutschen Besonderheit der strukturierten Facharztversorgung, einem für Europa zukunftsweisenden Modell fachärztlicher kooperativer Versorgung. Diese strukturierte Facharztversorgung hat in Deutschland ihre Erfolgsbilanz vorgelegt mit einem im internationalen Vergleich sehr umfänglichen Leistungskatalog, den geringsten Wartezeiten, einem umfassenden, barrierefreien Zugang zur ärztlichen Versorgung und den kürzesten Wartezeiten für Operationstermine.
Siehe Abbildungen 1 bis 3:
Fazit
Deutschland hat keine besonders hohe Facharztdichte.
- Die Ausgaben für ambulante Behandlungen sind in Deutschland im internationalen Vergleich relativ niedrig.
- Es gibt keine signifikanten Belege für medizinisch nicht indizierte Doppel- und Mehrfachuntersuchungen im Rahmen der ambulanten fachärztlichen Versorgung.
- Die niedergelassenen Fachärzte werden auch zukünftig benötigt, um eine gute Versorgung der Bevölkerung - auch in die Fläche - sicherzustellen (dies wurde inzwischen auch vom BMG erkannt).
- Die chronische Unterfinanzierung der ambulanten ärztlichen Tätigkeit muss vordringlich beseitigt werden. Ein Drittel der Arbeit in den Praxen wird nicht vergütet - das ist nicht akzeptabel.
- Wir unterstützen Professor Rürup in seiner Forderung nach "Gleich langen Spießen. Nur „gleiches Geld für gleiche Leistung" ermöglicht einen fairen Wettbewerb der Versorgungsformen und damit letztlich eine Überwindung der Sektorengrenzen.