Der Geiz der Länder-Finanzminister wird immer mehr zum Risiko für den Forschungsstandort Deutschland. Vor einem Brain Drain an Wissenschaftlern in der Medizin haben gestern der Marburger Bund und der Deutsche Hochschulverband gewarnt.
Ehrgeiz in Forschung und Lehre zu entwickeln, lohnt sich zumindest für Ärzte in Deutschland nicht, sondern wird sogar bestraft. Ursachen dafür sind das Besoldungsrecht für Professoren - die Beamte sind - und die im vergangenen Jahr erzielten Tariferfolge des Marburger Bundes. Der hatte eigene Tarifverträge für Ärzte durchgesetzt. Danach werden die Mediziner deutlich besser bezahlt als andere Akademiker im Öffentlichen Dienst. Dieser Tarifvertrag gilt aber nur für angestellte Ärzte.
Wer hingegen eine Karriere in Forschung und Lehre anstrebt und Professor werden will, wird im Vergleich zu seinen Kollegen, die ausschließlich in der Patientenversorgung tätig sind, kärglich bezahlt.
Das gilt vor allem für jüngere Wissenschaftler: So liegt das Anfangsgrundgehalt eines W2-Professors bei 3890 Euro (West). Hinzu kommen diverse Zuschläge. Als angestellter Oberarzt läge das Bruttogehalt jedoch bei fast 6000 Euro (West).
Marburger-Bund-Chef Frank Ulrich Montgomery: "Das ist ein schlechter Witz und zeigt, dass die W-Besoldung weder amtsangemessen noch im Wettbewerb um die besten Köpfe konkurrenzfähig ist." Die Folge: Forscher verlassen die Unis, gehen in die pharmazeutische Industrie oder wandern nach Großbritannien oder in die USA aus.