Teile der holländischen Reform sind sehr wohl interessant für uns

Doch Politiker und Kassenvertreter sehen in der Gesundheitsreform in Holland kein Vorbild für Deutschland

2006 +++ Werner Baumgärtner +++ Quelle: Ärzte Zeitung vom 14.02.2006

Die ablehnende Haltung der Politiker hat mich überrascht, die der Ärzte- und Kassenfunktionäre hatte ich erwartet, einfach deshalb, weil das holländische System das Ende der Körperschaft bedeutet, und zwar sowohl auf Kassen-, als auch auf Ärzteseite. Dennoch lohnt es sich, die Eckpunkte der niederländischen Gesundheitsreform auf ihre Übertragbarkeit auf das deutsche Gesundheitswesen zu prüfen.

Dass dieses System nicht 1:1 übernommen werden kann, ist völlig klar, allerdings können bezüglich der Finanzierung und der Ausgestaltung des zukünftigen Gesundheitswesens einige Punkte auf Deutschland sehr wohl übertragen werden. Dass die Private Krankenversicherung als einzige kapitalgedeckte Versicherung in Deutschland erhalten werden muss, ist von ärztlicher Seite eigentlich klar; dass Teile der Politik dies abschaffen wollen, spricht für sich.

Aus unserer Sicht ist der Erhalt der PKV in Deutschland möglich und notwendig. Hier müssen wir uns auch zukünftig von Holland unterscheiden. Dagegen sind für die Finanzierung im GKV-Bereich wichtige Teile der holländischen Gesundheitsreform übertragbar. Aus meiner Sicht könnten übernommen werden: der freie Kassenwettbewerb, die einheitliche Bürgerprämie, der feste Zuschuss der Arbeitgeber in einen Pool, aus dem die beteiligten Krankenkassen morbiditätsorientiert Geld erhalten, die staatliche Definition einer Solidarversorgung und auch die Definition einer Positivliste für Arzneimittel. Über die Grundversorgung hinausgehende Wünsche können über Zusatz-Policen abgedeckt werden, welche sowohl PKV als auch GKV anbieten könnten, oder sparsame Kassen bieten diese Zusatzleistungen als Satzungsleistung in ihrem internen Leistungskatalog an.

Dr. Werner Baumgärtner, Vorstandsvorsitzender von Medi Deutschland