Krankenhäuser: Ernst & Young sieht deutlichen Schrumpfungsprozess

Systemwechsel wird zu Gesundheitsprämie, allgemeiner Versicherungspflicht und sozialem Ausgleich durch Steuern führen

2005 +++ Schütze-Brief +++ Quelle: Schütze-Brief 15/2005, 6-9

Auszüge:

Jedes vierte Krankenhaus muss nach der Studie "Konzentriert. Marktorientiert. Saniert. Gesundheitsversorgung 2020" der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young schließen.

Von den etwa 2.000 Krankenhäusern würden nur rund 1.500 Einrichtungen überleben.

Die Autoren der Studie sehen einen deutlichen Trend zum Wellnessbereich. Die heutigen Krankenhäuser würden in den kommenden Jahren vernetzte Einheiten bilden, "die einerseits aus den einzelnen Abteilungen des traditionellen Krankenhauses und andererseits aus ambulanten und weiteren gesundheitlichen Dienstleistungsbereichen" entstünden.

"Aus Institutionen und Anstalten werden in den kommenden Jahren Gesundheitszentren, die mehr einem Hotel als den herkömmlichen Krankenhäusern gleichen", prognostiziert Nils Söhnle, Partner bei Ernst & Young und Leiter des Bereiches Health Care. "Die Grenzen zwischen Medizin und Lifestyle werden verwischen.'

Nach der Analyse von Ernst & Young werde sich der Staat in den kommenden Jahren weiter aus der Gesundheitsversorgung zurückziehen und langfristig nur noch den Rahmen vorgeben, innerhalb dessen ein weitgehend marktwirtschaftlich organisiertes Gesundheitssystem entstehe. Grundlegende Veränderungen im Rahmen der Krankenversicherung würden zu einem immensen Anstieg der finanziellen Beteiligung des Einzelnen führen. So werde der Anteil der privaten Haushalte an den Gesundheitskosten von derzeit rund 12 % auf rund 30 % steigen. "In Zukunft wird nur noch eine Grundversorgung durch die Krankenversicherung abgedeckt sein," erwartet Rudolf Böhlke, Senior Manager und Branchenexperte bei Ernst & Young. "Alle darüber hinausgehenden Leistungen werden mit individuellen Policen, die sich an Alter, Geschlecht und Lebensverhältnissen orientieren, abgedeckt werden."

"Der Gesundheitsmarkt wird sich zu einem gigantischen Wachstumsmarkt entwickeln."

Zudem führe die fortgesetzte Zersplitterung familiärer Strukturen zu einer zunehmenden Nachfrage nach ambulanten und stationären Pflegedienstleistungen.

Einen Systemwechsel zu einer Gesundheitsprämie halten die Autoren für wahrscheinlich. Der soziale Ausgleich werde, so wie im Modell der Union vorgesehen, über Steuern finanziert. Einhergehen würde damit eine allgemeine Versicherungspflicht.