Leistung hat ihren Preis

Angemessene Honorierung verlangt Angleichung nach oben statt Nivellierung nach unten

2005 +++ Fritz Beske +++ Quelle: Ärzte Zeitung 30.11.2005

Die Diskussion über die unzureichende Versorgung von GKV-Patienten mit langen Wartezeiten auf einen Facharzttermin und der Bevorzugung von Privatpatienten setzt falsche Akzente. Kern- und Angelpunkt ist nicht die Besserstellung von Privatpatienten, sondern die Unterfinanzierung der GKV und damit auch von GKV-Patienten.

Wenn 2004 das Defizit in der vertragsärztlichen Versorgung bundesweit mit 7,9 Milliarden Euro angesetzt werden kann, dann bedeutet dies, dass die Behandlung von GKV-Patienten nicht leistungsgerecht finanziert worden ist und dass in den Praxen niedergelassener Ärzte GKV-Patienten zum Teil nicht einmal mehr kostendeckend behandelt werden konnten.

Es ist weltfremd zu glauben, dass die Absenkung der GOÄ ein probates Mittel wäre, um Wartezeiten zu reduzieren. Was sollte wohl einen niedergelassenen Arzt dazu bewegen, seine Bilanz durch eine noch intensivere Betreuung von GKV-Patienten weiter zu verschlechtern?

Der niedergelassene Arzt will seine Patienten gut behandeln - PKV- und GKV-Patienten. Warum sonst wäre er denn Arzt geworden? Er will aber auch für seine Arbeit einen gerechten Lohn. Die Antwort auf die Unterversorgung von GKV-Patienten kann daher nur lauten: angemessene Honorierung der Haus- und Fachärzte für die Behandlung von GKV-Patienten.

Rahmenbedingungen für Ärzte müssen stimmen

Es könnte nahezu eine Garantie dafür abgegeben werden, daß mit einer leistungsgerechten Finanzierung, mit einem Punktwert von 5,11 Cent oder mit festen Punktwerten die Wartezeit von GKV-Patienten auf einen Facharzttermin in Kürze gegen Null gehen würde.

Die fachärztliche Versorgung mit einem Netz freiberuflich tätiger Fachärzte ist einer der großen Vorteile unseres Systems. Es ist die Grundlage für eine wohnortnahe Facharztversorgung ohne Wartezeiten dann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Geben wir GKV-Patienten die Chance, wie Privatpatienten ohne Wartezeiten behandelt zu werden.

Es geht darum, nicht nach unten zu nivellieren sondern nach oben anzugleichen. Noch nie ist es jemandem dadurch besser gegangen, dass andere schlechter gestellt werden. Eine gute Versorgung ohne Wartezeiten hat ihren Preis. Wer nicht bereit ist, diesen Preis zu zahlen, will diese Versorgung nicht oder kann sich diese Versorgung nicht leisten.

Professor Fritz Beske ist Direktor des Fritz Beske Instituts für Gesundheits-System-Forschung in Kiel.