Denn sie wissen, was sie tun!

Die Demographie lässt uns keine Wahl: In der Pflege und der Gesundheit brauchen wir völlig neue Strukturen

2005 +++ Bernd Raffelhüschen +++ Quelle: Internet (12.06.2005)

Auszüge:

"Jenseits von Eden" – dieser Filmtitel fällt einem spontan zur Situation der Pflegeversicherung ein. Ja, wir sind hier jenseits von Eden und müssen ohne gravierende Änderungen im System mit einem langfristigen Defizit von 750 Milliarden Euro bei den Pflegefinanzen rechnen.

Die Gründe liegen auf der Hand: Der demographische Wandel. Die Alterung unserer Gesellschaft wird immer mehr pflegebedürftige Alte zur Folge haben.

Langfristig droht ein Defizit von rund einer Billion Euro, also fast eine halbe Jahreswirtschaftsleistung aller Deutschen im Jahr 2004!

Wer heute 30 Jahre alt ist, hat beste Chancen 95 zu werden.

Die umbarmherzige Wahrheit ist, dass der Versuch, diese enormen Milliarden-Lasten weiter über ein Umlageverfahren zu finanzieren, scheitern wird. Weil die dann aktive Generation diese Bürde wirtschaftlich nicht tragen kann.

Wir werden zwei Millionen Demenzkranke nicht aus öffentlichen Systemen heraus pflegen können. Wer Vermögen hat, muss dieses im Alter notfalls in die eigene Pflege investieren. Die Gesellschaft hat lediglich für jene einzustehen, die sich selbst nicht helfen können.

Vor diesem Hintergrund rufe ich auf zu einer großen Koalition der ökonomischen Vernunft.

Der Begriff des Sozialen ist nach mehrheitlichem Verständnis hierzulande mit einem gewissen Maß an Gleichheit verknüpft. Wenn dem so ist, würde sich der Begriff Generationengerechtigkeit weitgehend mit dem Begriff der Nachhaltigkeit wirtschaftlichen Handelns decken. Denn nachhaltig wirtschaften heißt, dass Leistungen und Gegenleistungen über Generationen hinweg ausgeglichen sind.

So wäre unsere Sozialpolitik dann gerecht, wenn künftige Generationen bei gleicher Abgabenlast dieselben Leistungen von der staatlichen Gemeinschaft erhalten könnten wie die heute lebenden Generationen. Vom Zustand der Nachhaltigkeit sind wir aber weit entfernt, weil wir uns derzeit eher wie Zechpreller zu Lasten unserer Kinder verhalten.