Im Folgenden werden die Ergebnisse einer repräsentativen
Umfrage unter den niedergelassenen Fachärzten mit gezielter Auswertung für
die Gruppe der Chirurgen vorgestellt. Die Befragung hatte das Ziel, einen
Basisreport zu erstellen, auf dem in den Folgejahren aufbauend Trends und
Tendenzen unter sich ändernden Umfeldbedingungen ermittelt werden sollen.
Es geht um die Frage, wie Fachärzte ihre augenblickliche Situation bewerten
und welche Zukunftschancen gesehen werden.
Der Report wurde von der Schweizer Gruppe MediTrust um Herrn Dr. Popp
entwickelt und ausgewertet, der durch das Tarmed-System bekannt ist,
welches auch in Deutschland Grundlage des neu entwickelten EBM 2000plus
ist.
Vor der Detailanalyse sei die Kernaussage vorweggenommen: Die
niedergelassenen Chirurgen in Deutschland sehen sich am Abgrund und
befürchten das Aus für ihre Praxen. Dazu ist zu bemerken, dass die Umfrage noch
vor der Veröffentlichung des aktuellen Gesetzentwurfs beantwortet wurde,
der die Ängste mittlerweile zu einer realen Bedrohung hat werden lassen.
Dennoch sind die Kollegen vor Ort bereit, Veränderungen herbeizuführen,
allerdings nicht in der Form, die im Gesundheitsmodernisierungsgesetz (GMG)
angedacht wurde. Die Niedergelassenen wollen selber handeln anstatt
behandelt zu werden!
Ausgewertet wurden die Angaben von knapp 9% aller niedergelassener
Chirurgen, die damit eine statistisch repräsentative Aussage erlauben. Die
spezifischen Ergebnisse dieser Fachgruppe werden mit dem Gesamtkollektiv
aller Fachärzte (knapp 5000 Rückantworten) korreliert.
Allgemeine Basisdaten:
Die allgemeinen demographischen Aussagen zu Lebensalter, Praxisalter und
Organisationsstruktur. Danach ist der niedergelassene Facharzt mit
durchschnittlich 50 Jahren und 10 Jahren Laufzeit der Praxis schon deutlich
in der zweiten Hälfte seiner Berufstätigkeit. Interessant ist gerade unter
Berücksichtigung der aktuellen politischen Diskussion die Tatsache, dass
mehr als die Hälfte der Chirurgen bereits heute in gemeinschaftlichen
Strukturen tätig sind, also nicht die klassische Einzelpraxis betreiben.
Dagegen sind krankenhausangebundene Strukturen noch die Ausnahme.
Das Tätigkeitsspektrum der niedergelassenen Chirurgen ist überwiegend sehr
gemischt. Die weitaus meisten Chirurgen sind sowohl operativ wie
konservativ tätig, nur wenige üben eine reine Schwerpunkttätigkeit aus,
dann zumeist als Handchirurgen, Arthroskopiker und Unfallchirurgen.
Insbesondere stellt das Ambulante Operieren offenbar nur bei der Hälfte der
Befragten einen nennenswerten Schwerpunkt der Tätigkeit dar. (Tabelle 1)
Tabelle 1: Umfang und Schwerpunkte der Arzttätigkeit
Schwerpunkte meiner Arzttätigkeit |
Fachgruppe
Chirurgie |
Alle
Fachärzte |
|
Leistungsspektrum | rein konservativ |
3,6 %
|
18,5%
|
auch operativ bzw. interventionell, jedoch überwiegend konservativ |
50,3 %
|
44,7 %
|
|
überwiegend operativ bzw. interventionell |
46,2 %
|
6,8 %
|
|
Andere (Fach-)Arztzulassung |
16,3 %
|
8,7 %
|
|
Ort(e) meiner ärztlichen Tätigkeit (Mehrfachnennung möglich) | Arztpraxis |
60,8 %
|
84,9 %
|
Eigenes ambulantes OP-Zentrum |
31,7 %
|
6,4 %
|
|
Fremdes ambulantes OP-Zentrum |
9,5 %
|
6,6 %
|
|
Krankenhaus (als ambulanter Operateur) |
7,9 %
|
5,2 %
|
|
Krankenhaus (als Belegarzt) |
11,6 %
|
10,7 %
|
|
Krankenhaus (als Institutsambulanz) |
1,6 %
|
1,6 %
|
Bei der Erhebung der wirtschaftlichen Rahmendaten zeigt sich, dass der Umsatz aus der Behandlung gesetzlich Versicherter immer noch zwischen 60 und 90 Prozent liegt (Tabelle 2).
Tabelle 2: Wirtschaftliche und berufliche Situation. Umsatzstruktur im Jahr 2002
GKV-Umsatz |
Fachgruppe
Chirurgie |
Alle
Fachärzte |
|
Anteil des GKV-Umsatzes an allen Umsätzen des Jahres 2003 |
0-10 % |
0,0 %
|
1,0 %
|
10-20 % |
1,5 %
|
1,2 %
|
|
20-30 % |
3,1 %
|
1,8 %
|
|
30-40 % |
3,8 %
|
2,3 %
|
|
40-50 % |
9,2 %
|
5,7 %
|
|
50-60 % |
16,8 %
|
9,2 %
|
|
60-70 % |
22,1 %
|
21,5 %
|
|
70-80 % |
29,0 %
|
25,0 %
|
|
80-90 % |
13,7 %
|
20,6 %
|
|
90-100 % |
0,8 %
|
11,7 %
|
Fachgruppe Chirurgie zum Gesamtkollektiv resultieren dabei aus
der für Chirurgen typischen D-Arzt-Tätigkeit, die naturgemäß den
prozentualen Anteil des GKV-Umsatzes reduziert. Jedenfalls kann keine Rede
davon sein, dass die Fachärzte durch Privatliquidation oder IgeL-Tätigkeit
einen nennenswerten Umsatz erzielten. Zwar geben die meisten Befragten
Umsätze aus diesem Bereich an; Chirurgen wegen ihrer D-Arzt-Tätigkeit
insbesondere Einnahmen aus Gutachten. Allerdings ist der Umsatzanteil mit
weniger als 10% eher gering und es ist in diesem Bereich auch keine
Trendwende zu erkennen. Überraschend ist der hohe Anteil von Kollegen, die
in irgendeiner Form verbandspolitisch tätig sind. In der Gesamtbewertung
bleibt die Kassenpraxis das entscheidende Standbein und bestimmt das
Schicksal des Unternehmens Arztpraxis.
Wirtschaftliche Ist-Situation:
Weil die Chirurgenpraxis wesentlich an die Einnahmen aus der GKV gebunden
ist, fällt die Analyse des Ist-Zustandes für das Jahr 2002 als Folge
gefallener Punktwerte verheerend aus:
Jede dritte Praxis verzeichnet einen Umsatzrückgang, ein Drittel der
Chirurgen hat im Vorjahr rote Zahlen geschrieben (Tabelle 3).
Tabelle 3: Wirtschaftliche Situation des Erhebungsteilnehmers bzw. seiner Arztpraxis im Jahr 2002
Wirtschaftliche Situation
Im Jahr 2002... |
Fachgruppe
Chirurgie |
Alle
Fachärzte |
... war insgesamt ein Umsatzrückgang zu verzeichnen |
64,6 %
|
65,6 %
|
... ist der GVK-Anteil an allen Umsätzen aus ärztlicher Tätigkeit gesunken |
82,2 %
|
77,1 %
|
... musste ein effektiver Verlust ausgewiesen werden ("rote Zahlen") |
31,5 %
|
14,1 %
|
... war der Gewinn (nach Steuern) aus der Praxistätigkeit zu gering, um Rücklagen für zukünftige Investitionen und eventuell schlechtere Zeiten bilden zu können |
79,5 %
|
66,1 %
|
... mussten eigentlich notwendige Ersatzinvestitionen ganz oder teilweise aufgeschoben werden |
73,7 %
|
55,3 %
|
... mussten geplante Neuinvestitionen ganz oder teilweise aufgeschoben werden |
78,5 %
|
71,1 %
|
... musste auf die eigentlich notwendige Einstellung von Praxispersonal ganz oder teilweise verzichtet werden |
71,1 %
|
51,3 %
|
... musste eine Umschichtung des Praxispersonals zu Lasten höher qualifizierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorgenommen werden |
41,2 %
|
28,2 %
|
... musste der Abbau von Praxispersonal vorgenommen werden |
42,4 %
|
28,2 %
|
... mussten geplante Fortbildungsmaßnahmen eingeschränkt werden |
54,6 %
|
42,2 %
|
... mussten eigentlich notwendige Maßnahmen für Unterhalt und Reparatur der medizinisch-technischen Geräte eingeschränkt werden |
47,0 %
|
35,3 %
|
... habe ich bewußt - in Kenntnis einer Budgetüberschreitung - nicht vergütete Leistungen erbracht |
73,3 %
|
81,6 %
|
Das sind fast doppelt so viele wie im Gesamtkollektiv aller
Fachärzte. Die chirurgische Praxis ist demnach deutlich stärker von dem Finanzproblem
des Gesundheitssystems betroffen als andere. Die Ursache hierfür liegt in
der hohen Kostenstruktur, die im Verhältnis zu anderen Praxen nur einen
geringen Gewinnanteil ermöglicht, der von einem Punktwertverfall deutlich
schneller aufgebraucht wird.
In der Konsequenz führt diese Situation dazu, dass Investitionen ausbleiben
mußten und Personal abgebaut wurde. Da offensichtlich keine Rücklagen mehr
gebildet werden, ist abzusehen, daß der abnutzungsbedingte Ausfall und dann
notwendige Ersatz medizinisch-technischen Gerätes die Praxen in ernsthafte
Liquiditätsprobleme stürzen wird. Auch das Wegrationalisieren bzw.
Umschichten des Praxispersonals ist nicht beliebig lange als
Wirtschaftlichkeitsreserve zu nutzen.
Trotz der schlechten Einnahmesituation werden die Kosten nicht dadurch
reduziert, daß die Patientenversorgung eingeschränkt würde. Fast drei
Viertel der Kollegen erbringen Leistungen trotz der Kenntnis, dass diese
wegen der Budgets nicht vergütet werden. Dafür ist allerdings eine wöchentliche
Arbeitszeit erforderlich, die 150% der normalen Tarifarbeitszeit
entspricht.
Zukunftseinschätzung:
Die dramatisch schlechte Ausgangslage des Jahres 2002 ist in der
Einschätzung der Befragten kein einmaliger Ausrutscher. In der Bewertung
der Zukunftsperspektiven liegen alle Werte im negativen Bereich. Auf einer
Skala von 0 (überhaupt nicht) bis 10 (voll und ganz) wurde das
Bedrohungspotential verschiedener Szenarien abgefragt (Tabelle 4).
Tabelle 4: Zukunftsperspektiven - Kernprobleme
Kernprobleme
(0 = Das befürchte ich überhaupt nicht; |
Fachgruppe Chirurgie
|
Alle Fachärzte
|
Persönliche Existenzängste |
6,10
|
5,53
|
Ende der freiberuflichen Facharzttätigkeit |
6,67
|
6,79
|
Gefährdung des Vorhabens, die Praxis ihrem Wert entsprechend einem Nachfolger zu übergeben |
8,31
|
8,49
|
Zunehmende Verteilungskämpfe zwischen den Fachgruppen (Entsolidarisierung) |
7,54
|
8,06
|
Verstärkter Wettbewerb zwischen Kollegen (Dumping) |
6,87
|
6,93
|
Verdrängungswettbewerb durch Krankenhäsuer |
7,19
|
6,71
|
Verdrängungswettbewerb durch ambulante Behandlungszentren der Kassen bzw. privater Betreiber (auch PKV) |
6,97
|
6,93
|
Defizite bei Behandlungsqualität und / oder Patientenbetreuung wegen "ökonomischen Drucks" |
7,50
|
7,79
|
Im Ergebnis sind fast alle überzeugt, ihre Praxis nicht mehr
zu einem angemessenen Preis veräußern zu können. Das ist insofern besonders
bedeutsam, als der Praxiswert in aller Regel die Alterssicherung darstellt.
Weiter wird der Verteilungswettbewerb untereinander mehr noch als die
zusätzliche Konkurrenz durch Gesundheitszentren und Krankenhausambulanzen
als ernste Bedrohung benannt. Während dieses primär Nachteile nur für den
Praxisinhaber bedeuten, befürchten die Kollegen aber auch in hohem Maße ein
Defizit in der Behandlungsqualität und der Betreuung ihrer Patienten
infolge des zunehmenden ökonomischen Drucks. Die Sorge um die Patienten ist
eher größer als um die eigene Zukunft.
In der Beurteilung von Chancen und Risiken konkreter Gesetzgebungsvorhaben
zeigt sich im Ge-samtkollektiv aller Fachärzte eine gewisse konservative
Grundhaltung, indem zumeist nicht viel Positives von Änderungen des
bisherigen Systems erwartet wird. Dagegen äußern sich Chirurgen sehr viel
deutlicher: Sowohl die Einführung eines Hausarztsystems wie die Umstellung
auf Einzelverträge werden eindeutig negativ beurteilt. Dagegen sehen die
Chirurgen in einem Kostenerstattungssystem eine klare Chance, ebenso wie in
der Einführung ambulanter Fallpauschalen und des neuen EBM 2000plus. Auch
der Ausbau einer integrierten Versorgung durch Zusammenführung des
stationären und ambulanten Versorgungsbereichs wird positiv beurteilt (Tabelle 5).
Tabelle 5: Besondere Chancen und Risiken
Besondere Chancen und Risiken (+5 = eine große Chance; -5 = ein großes Risiko; Skalenmitte = 0) |
Fachgruppe
Chirurgie |
Alle
Fachärzte |
Einführung des EBM 2000plus |
+0,29
|
-0,54
|
Einführung der stationären DRG |
-0,38
|
-1,33
|
Einführung ambulanter Fallpauschalen |
+1,55
|
-1,06
|
Einführung von DMP |
-1,18
|
-1,43
|
Einführung des Hausarztmodells |
-3,30
|
-2,94
|
Einführung von Einzelverträgen |
-1,70
|
-3,07
|
Ausbau der integrierten Versorgung |
+0,27
|
-0,61
|
Einrichtung des "Zentrums für Qualität in der Medizin" |
-2,61
|
-2,16
|
Einführung der Patientenquittung |
+1,14
|
+0,24
|
Einführung des Kostenerstattungsprinzips |
+3,21
|
+2,21
|
Die Mehrheit der Befragten spricht sich für notwendige Systemänderungen aus; es ist also nicht richtig zu behaupten, die Ärzteschaft blockiere jedweden Strukturwandel. Dabei liegt das Votum eindeutig für den Aufbau vernetzter Strukturen in der Organisationshoheit der niedergelassenen Fachärzte. Die Übertragung des Sicherstellungsauftrages auf die Krankenkassen wird klar abgelehnt, ebenso wie die Einrichtung kasseneigener Gesundheitszentren oder die flächendeckende Öffnung der Krankenhäuser für die ambulante Versorgung als Institution. Chirurgen sprechen sich speziell auch für eine Förderung des Belegarztwesens und eine verstärkte Anbindung an Krankenhäuser aus (Tabelle 6).
Tabelle 6: Beurteilung alternativer Modelle
Beurteilung alternativer Modelle (favorisiertes Modell) |
Fachgruppe
Chirurgie |
Alle Fachärzte
|
A: Verstärkte Anbindung der ambulanten fachärztlichen Versorgung an Krankenhäuser |
10,5 %
|
5,1 %
|
B: Beteiligung der Krankenhäuser an ambulanter fachärztlicher Versorgung in unterversorgten Regionen bzw. bei hochspezialisierten Leistungsspektren |
1,3 %
|
4,6 %
|
C: Übertragung der Sicherstellung auf Krankenhäuser insbesondere bei hochspezialisierten, fachärztlichen Leistungsspektren |
0,0 %
|
1,4 %
|
D: Allgemeine Öffnung der Krankenhäuser für flächendeckende, ambulante fachärztliche Versorgung |
2,6 %
|
0,5 %
|
E: Beteiligung von kasseneigenen Gesundheitszentren an flächendeckender, ambulanter fachärztlicher Versorgung |
0,0 %
|
0,5 %
|
F: Übertragung der Sicherstellung auf kasseneigene Gesundheitszentren |
0,0 %
|
0,4 %
|
G: Aufbau ambulanter (fachärztlicher) Gesundheitszentren durch private Betreiber |
2,6 %
|
3,8 %
|
H: Aufbau ambulanter Gesundheitszentren durch niedergelassene Fachärzte |
40,8 %
|
38,0 %
|
I: Aufbau bzw. Weiterentwicklung von Praxisnetzen durch niedergelassene Fachärzte |
15,8 %
|
30,4 %
|
J: Aufbau belegärztlicher Versorgungszentren durch niedergelassene Fachärzte |
26,3 %
|
15,2 %
|
Survival Index:
Durch Verknüpfung der Fragen hat MediTrust ein standardisiertes Verfahren entwickelt,
dass die Bildung eines so genannten Survival Index ermöglicht. Dieser
Survival Index misst den Grad der Überlebensfähigkeit der niedergelassenen
Chirurgen und läßt sich angesichts der breiten Repräsentativität der
befragten Gruppen auch in die Tiefe differenzieren. Die Idee eines solchen
Monitorings ist nicht neu und hat im Wirtschaftsleben bereits weite
Verbreitung gefunden. Prominente Vertreter sind in den USA der Index des
Verbrauchervertrauens der Universität Michigan, in Deutschland der IfO-Geschäftsklimaindex.
Solche Index-Systeme machen Gegenwarts- und Zukunftseinschätzungen in ihrer
Entwicklung deutlich und werden in der wirtschafts- und finanzpolitischen
Diskussion stark beachtet. Der hier vorgelegte Survival Index übernimmt
diese Methode erstmals für den Bereich der niedergelassenen Fachärzte und
hier im Besonderen für die Gruppe der Chirurgen.
Im Ergebnis zeigt die Erhebung, dass die Überlebensfähigkeit der Chirurgen
wie auch aller anderen Facharztpraxen unter den gegenwärtigen Bedingungen
tendenziell gefährdet ist. In Anbetracht der Zukunftsaussichten ist sie
bereits stark bis sehr stark gefährdet. Der Survival Index belegt
eindeutig, dass die bisher geplanten gesetzgeberischen Maßnahmen
tatsächlich das Ende der fachärztlichen ambulanten Versorgung in der Praxis
bedeuten würden.
Stellung von KV und Berufsverband:
Unabhängig von den oben dargestellten Befragungsthemen wurde die Studie
noch genutzt, die Zufriedenheit mit dem Berufsverband und der KV zu
erfragen. Während die Hälfte aller Fachärzte das KV-System unverändert
erhalten wollen, stehen nur 32% der Chirurgen hinter der KV. 34% plädieren
sogar für eine Abschaffung der Körperschaft. In gleicher Weise fordern die
Chirurgen ein verstärktes Engagement des Berufsverbandes zur Übernahme der
bisherigen KV-Aufgaben. Im Notenschnitt von 1-6 schneidet die KV bei
Chirurgen mit 3,6 (alle Fachärzte 3,5) deutlich schlecht ab, die Arbeit des
Berufsverbandes wird mit der Note 2,9 (alle Fachärzte 3,1) besser bewertet
als dies bei anderen Verbänden der Fall ist.
Zusammenfassung
Die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung unter Fachärzten mit besonderer Auswertung der Fachgruppe Chirurgie beweisen die drohende Gefahr des Absterbens der ambulanten Facharztmedizin in der Praxis. Während die generelle wirtschaftliche Situation der Arztpraxis trotz Einbußen noch gerade in einem existentiell tragbaren Bereich liegt, zeigt die Zukunftsanalyse ein Desaster. Gleichwohl sind die Chirurgen bereit, sich mit konstruktiven Lösungsvorschläge zum Strukturwandel des Gesundheitssystems auseinanderzusetzen. Als Option für die Zukunft wird dabei eine engere Kooperation mit dem stationären Bereich mit Förderung des Belegarztwesens und der Aufbau eigenverantwortlich betriebener Gesundheitszentren gesehen. Weiter setzen Chirurgen ihre Hoffnungen in ein Kostenerstattungssystem und den Aufbau ambulanter Fallpauschalen in Kombination mit dem geplanten EBM 2000plus.