Brust-Ambulanzen haben sich bewährt

Gute, problemorientierte Kooperation leistet mindestens ebenso viel wie verträglich strukturierte Netzwerke

2003 +++ Jost Brökelmann +++ Quelle: ambulant operieren 4/2003, 186-187

Anfang 2002 haben sich Tageskliniken in München, Hamburg und Bonn zu Brust-Ambulanzen zusammengeschlossen.

Brust-Ambulanzen sind Netzwerke von Arztpraxen unterschiedlicher Fachrichtungen in verschiedenen Städten Deutschlands. Sie haben sich auf die Behandlung von Brustkrebs spezialisiert. Zurzeit gibt es Brust-Ambulanzen in Bonn, Düsseldorf, Hamburg, Hannover und Münche

Das Angebot von Brust-Ambulanzen lautet:

Brust-Ambulanzen bestehen aus einem Netzwerk von 15-20 Praxen, Kliniken und Schwerpunkten, die folgenden Aufgabengebieten zuzuordnen sind:

Die Homepage von Brust-Ambulanz (www.brust-ambulanz.info) listet alle Praxen in den jeweiligen Städten auf. Sie gibt Informationen zum Ambulanten Operieren, zur Entstehung von Brustkrebs und zur Durchführung der verschiedenen Brustoperationen.

Folgende Vorteile der Brust-Ambulanzen haben sich bisher herausgestellt:

1. Verbesserte Kooperation
Mit dem Zauberwort "Brust-Ambulanz" gibt es in allen beteiligten Praxen schnelle Termine (z.B. für Mammographien, Stanzbiopsien und andere Leistungen).
Auch die telefonischen Konsilien zwischen Radiologe, Operateur und Onkologe kommen schnell und unbürokratisch zustande.
Zusätzlich werden durch die Zusammenarbeit im Netz die Schwerpunkte der einzelnen Praxen besser bekannt und können an die Patientinnen weiter gegeben werden.

2. Öffentlichkeitsarbeit
Durch Zeitungsartikel und z.B. durch öffentliche "Brusttage" wie im März 2003 in Bonn wurde Brust-Ambulanz allgemein bekannt. Dieser Brusttag fand im Rahmen einer Godesberger Messe statt und deckte alle Themen ab, die im Rahmen von Brustkrebs für die Bevölkerung interessant sind. Das Interesse bei Frauen und der lokalen Presse war lebhaft.
Auch die Homepage von Brust-Ambulanz trägt dazu bei, die Brust-Ambulanzen als Kompetenzzentren darzustellen.

3. Verbesserte Praxisabläufe
Es hat sich bewährt, akut auftretende Brustprobleme noch am gleichen Tag, zumindest ansatzweise zu lösen. Deshalb wurde eine Sprechstundenzeit für Notfall-Patientinnen zwischen 12 und 13 Uhr eingerichtet. In dieser Zeit können Brustuntersuchung und Mamma-Sonographie und ggf. auch Stanzbiopsien durchgeführt werden, so dass am Nachmittag oder am darauf folgenden Morgen die Mammographie erfolgen kann.
Die Abläufe in der Praxis haben sich so eingespielt, dass Stanzbiopsien sowohl im Ultraschallraum als auch im Operationsraum schnell durchgeführt werden können. Die Stanzbiopsien werden bis zum nächsten Tag 11 Uhr vom Pathologen befundet, so dass ein Brustproblem meist innerhalb von 24 Stunden abgeklärt werden kann.

4. Qualitätsverbesserung
Durch zügige Konsilien, unterstützt durch gefaxte Informationen, hat sich die Behandlung von Brustkrebs in den einzelnen Stadien spürbar verbessert. Auch die Abschlussberichte nehmen übersichtlichen und informativen Charakter an und stellen eine Qualitätsverbesserung dar. Allein das Bewusstsein, in einem Kompetenzzentrum für Brustkrebs zu arbeiten, beflügelt viele Ärzte, an Kongressen und Seminaren über dieses Thema teilzunehmen. Dort wiederum lernen die Ärzte von neuen Methoden und Techniken. Auch wenn sich der Eindruck festigt, dass die Qualität der Patientenversorgung durch organisatorische und koordinierte Behandlungsmethoden besser geworden ist, werden letztendlich die Patienten darüber entscheiden, wie gut die Qualität eines Netzwerkes Brust-Ambulanz ist.

Problem-orientierte Netzwerke
Brust-Ambulanzen sind nur ein Beispiel für Netzwerke, die sich in den einzelnen Fachgebieten zur Lösung von bestimmten Patienten-Problemen bilden. Neben dem Netzwerk Brust-Ambulanz bilden sich jetzt weitere Netzwerke, die z.B. das Problem "Urinabgang" und "Kinderwunsch" angehen. Während wir für das Problem Brustknoten etwa 10 Praxen und Kliniken benötigen, sind es bei den Netzwerken "Urinabgang" und "Kinderwunsch" weniger.

Ein weiteres Netzwerk, nämlich für das Problem "Bauchschmerzen", ist zur Zeit noch in der Planung und dürfte die Fachgebiete Gynäkologie, Chirurgie, Urologie, Orthopädie, Gastro-Enterologie, Neurologie und Psychosomatik einschließen.

Für Problemfälle wie Endometriose sind keine Netzwerke nötig, weil dieses Problem hauptsächlich im Rahmen einer gynäkologischen Praxisklinik abgeklärt werden kann.

Zusammenfassung
Brust-Ambulanzen haben sich bewährt. Wahrscheinlich müssen wir in Zukunft viele Probleme in der Medizin fachübergreifend in Netzwerken abklären und behandeln und damit eine mehr patientenorientierte Medizin anbieten.