Deutscher Gewerkschaftsbund will staatlich gelenkte Medizin

DGB plädiert für die Globalsteuerung des Gesundheitswesens und lobt das Solidaritätsprinzip

2003 +++ Harald Clade +++ Quelle: Deutsches Ärzteblatt 24. Januar 2003

Auszüge:

Die Schwerpunkte der Reform müssen nach Auffassung des DGB sein:

1.      die Verbesserung der Qualität der Versorgung und der Leistungseffizienz;

2.      die Ingangsetzung einer integrierten Versorgung und deren Ausbau zur Regelversorgung unter einem Globalbudget;

3.      die Zerschlagung der 'Kartelle der Leistungserbringer' (wobei in erster Linie die Kassenärztlichen Vereinigungen gemeint sind) und die Gleichschaltung der Entgelt- und Honorarsysteme im ambulanten und stationären Bereich.

 

Leitlinien-Medizin

Um den staatlichen Einfluss und den der Krankenkassen zu stärken, müsse die Ausarbeitung von medizinischen Leitlinien, von strukturierten Behandlungs- und Versorgungsprogrammen (Disease Management) einem 'Deutschen Zentrum für die Qualität in der Medizin' übertragen werden.

Künftig müsse den Krankenkassen erlaubt sein, medizinische Leistungen nach der Qualität und nach dem Behandlungserfolg zu honorieren. Dazu müssten frei ausgehandelte Verträge die Grundlage schaffen.

Große Hoffnungen setzt die DGB-Kommission deshalb auf die integrierte Versorgung, die als Regelversorgung insbesondere für Chroniker-Programme ausgebaut werden müsse, um die Trennung der Leistungssektoren durch eine Verbundversorgung zu überwinden. Ähnlich wie von anderen Gewerkschaften, von SPD-Gesundheitspolitikern, den Bündnisgrünen und der PDS gefordert, sollen Krankenhäuser über das bisherige Maß hinaus für die poliklinische Behandlung geöffnet und Gesundheitszentren eingerichtet werden. Dabei könnten auch Eigenbetriebe der Krankenkassen (die früher bereits gescheitert sind) einbezogen werden.

Der DGB plädiert für die Globalsteuerung des Gesundheitswesens und lobt das Solidaritätsprinzip in der Krankenversicherung, die paritätische Finanzierung durch Versicherte und Arbeitgeber sowie den morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich über den grünen Klee. Ganz der staatsnahen, zentralistischen Reform-Philosophie folgend, plädiert die DGB-Kommission für einen einheitlichen Leistungskatalog, einen einheitlichen Versorgungsstandard und für die konsequente Abschaffung von Kollektivverträgen. Wenn eine solche 'Revolution' Kernstück der Gesundheitsreform werde, kämen deren Segnungen 'uns allen zugute', so die Hoffnungen des Gewerkschaftsbundes und seiner stellvertretenden Vorsitzenden.